Auch wir machen uns die hohe Milchleistung und Körpergröße des Ostfriesischen Milchschafes zu Nutzen und kreuzen Ostfriesenauen mit Krainer Steinschafböcken. Die Lämmer haben alle einen bewollten Schwanz, zum Teil Wolle auf der Stirn, Mischwolle am Körper, feinere Gesichtszüge und weniger Anfälligkeiten auf Mastitis als reinrassige Ostfriesen. Da es in Österreich für diese Gebrauchskreuzung keine Zuchtregeln gibt, sind und bleiben diese F1- Kreuzungstiere reine Leistungstiere für Milch oder Fleisch.

Diese Aufnahmen adulter F1-Kreuzungen wurden uns dankenswerter Weise von Frau Stefanie Hahn, Betriebsleiterin vom Verein PAN, zur Verfügung gestellt, da unsere F1-Kreuzungen nie still stehen können, wenn der Fotoapparat in der Nähe ist.

http://www.pan.at/ - Verein PAN-Gemeinschaft für nachhaltiges Leben

Die nachfolgenden Daten wurden aus einer Bachelor-Arbeit entnommen, die zum Thema "Alte Milchschafrasse in Kärnten stärker einsetzen. Zur Motivation Krainer Steinschafzüchter in Kärnten auf Milchgewinnung umzustellen" hatte.

Weitere Informationen zu der Bachelorarbeit sowie der Literaturliste erhalten Sie von Frau Ing. LWM Sabine Schuller, BEd.

 

 Improved Bovska – Gebrauchskreuzung zur Steigerung der Milchleistung und Fitness

In Slowenien werden die Kreuzungstiere aus Krainer Steinschafauen x Ostfriesischen Milchschafwiddern als eigenständige Rasse betrachtet. Auch gibt es dafür ein eigenes Herdbuch. In Österreich muss das Krainer Steinschaf reinrassig und frei von anderen Milchschafrassen sein, um in das Herdbuch aufgenommen zu werden.

Phänotypisch unterscheiden sich die „Improved Bovska“ vom reinen Krainer Steinschaf aufgrund ihres Körpergewichtes – im Mittel rund 66,5 kg zu durchschnittlich 47,5 kg beim Krainer Steinschaf, sowie der Bewollung.

 Im umgekehrten Fall – Krainer Steinschafauen x Ostfriesenbock, wie das „Improved Bovska“, ist der „Deutsche Typ“ des Ostfriesen weit stärker vererbt. Doch klar erkennbar ist der bewollte Schwanz.

Kancler 1994 in Bietzker 2001, S. 32 verglich das Improved Krainer mit dem herkömmlichen Krainer Steinschaf hinsichtlich Milchmenge, Milchinhaltsstoffe und Laktationsdauer:

Krainer Steinschaf

Ø

Minimum

Maximum

Laktationsdauer [Tage]

176,6

127,0

192,0

Milchmenge pro Laktation [kg]

195,9

114,0

293,0

Fett [%]

6,68

4,81

8,30

Eiweiß [%]

5,75

4,78

7,54

 

Tabelle 5: Milchleistungsergebnisse der Rasse Krainer Steinschaf, n = 50. Quelle: nach Kancler 1994 in Bietzker 2001, S. 32. Eigene Darstellung.

 

 

 

Improved Krainer

 

Ø

 

Minimum

 

Maximum

Laktationsdauer [Tage]

219,6

103,0

260,0

Milchmenge pro Laktation [kg]

328,5

117,0

521,0

Fett [%]

6,28

4,52

7,97

Eiweiß [%]

5,62

4,87

6,66

 

Tabelle 6: Milchleistungsergebnisse der Rasse Improved Krainer, n = 41. Quelle: nach Kancler 1994 in Bietzker 2001, S. 32. Eigene Darstellung.

 

Die durchschnittliche Milchmenge lag beim Krainer Steinschaf bei 195,9 kg Milch, beim Improved Krainer hingegen bei 328,5 kg. Betrachtet man aber die unterschiedlichen Körpermaße, laut Kancler 1994 in Bietzker 2001, S. 32f, kann darauf geschlossen werden, dass das Krainer Steinschaf dem Improved in der Milchleistung nicht beträchtlich nachstehe. Da, so Bietzker, 2001 „der Unterschied in der Milchmenge bezogen auf das metabolische Körpergewicht nur 7,5 % ausmacht.“ (vgl. Bietzker, 2001, S. 32). Der tägliche Milchertrag der Krainers lag bei 644,2 g pro 10 kg metabolischen Körpergewichtes, der bei den „Improved“ bei 599,1g.[1]

Ein weiteres Beispiel für die Kreuzung Ostfriesisches Milchschaf x Krainer Steinschaf findet man in Österreich am Betrieb des Vereines PAN – Gemeinschaft für nachhaltiges Leben. Allerdings im umgekehrten Fall: Hier wurden Ostfriesische Milchschafauen mit einem Krainer Steinschafbock belegt. Der Grundgedanke war hier, eine bestehende Herde Ostfriesischer Milchschafe mit einer alten Milchschafrasse zu kreuzen, um eine höhere Widerstandsfähigkeit, weniger Euterentzündungen und Immunschwächen zu erzielen. Es zeigte sich, so laut Hahn 2013, Schafmanagement bei PAN, dass die F1-Tiere weniger Euterentzündungen aufwiesen. Weiters waren von 10 weiblichen Lämmern 5 saisonal und 5 asaisonal (Ostfriesen sind stur saisonal, Krainers asaisonal). Bei den Geburten zeigten sich vorwiegend Einlings- oder Zwillingsgeburten. Drillingsablammungen wie bei den Ostfriesischen Milchschafen eher üblich, waren nur 2 x zu verzeichnen. Bei der F1-Kreuzung waren die Ablammungen sehr leicht und es gab auch nach der Lammung keine Euterprobleme.

Das Wesen der F1-Kreuzungstiere ist freundlich, intelligent aber eher scheu im Gegensatz zu den Ostfriesen. Festzustellen war auch, dass die F1-Kreuzung im Schnitt 0,5 – 1,5 Liter Milch weniger melken als reinrassige Ostfriesische Michschafe. Allerdings sind die F1-Kreuzungen in der Futteraufnahme genügsamer. Sie brauchen, um eine hohe Persistenz zu halten, fast keine Kraftfuttergaben (keine kg-Angabe).

Hahn 2013 weiter „Das heißt, laut Erfahrungswerten, dass die Krainer auf einer Weide glücklich sind, auf der Ostfriesische Milchschafe nur herumstehen und schreien, dass sie etwas zu fressen haben wollen. Und trotzdem geben die Krainer Milch und sehen nicht so abgemagert aus wie die Milchschafe“. (vgl. Hahn 2013 im Anhang).

Heterosiseffekt Krainersteinschafe x Ostfriesischen Milchschafen

So wird zwar bei Kancler 1994 in Bietzker 2001, S. 33 beschrieben, dass es keine großen signifikanten Unterschiede der beiden Rassen gibt. Allerdings kann angenommen werden, dass die Gebrauchskreuzung sehr wohl zu einem Heterosiseffekt führen kann, wenn man die Aussagen von Hahn 2013 genauer betrachtet. Hahn schreibt von höhere Widerstandsfähigkeit, weniger Euterentzündungen und weniger Immunschwächen. Diese positiven Eigenschaften wurden durch die Anpaarung zweier reiner Rassen erzielt und kann als sogenannter Heterosiseffekt bezeichnet werden. Als Heterosiseffekt wird, laut Kräußlich et al, 1994, S. 135,

„[…] die prozentuale Leistungsüberlegenheit von Kreuzungsnachkommen gegenüber dem Mittel der elterlichen Reinzuchtpopulationen“ bezeichnet (Kräußlich, 1994, S. 135). Das bedeutet, so Wacker und Granz 1971, S. 91, dass

„[…] die F1-Kreuzungsgeneration in bestimmten Leistungen beide Elternrassen übertrifft. […] Es führt aber nicht jede Kreuzung zweier Rassen zu einem Heterosiseffekt oder Luxurieren, sondern meistens nur mit ganz bestimmten Linien innerhalb beider Rassen. Werden die Angehörigen der F1 untereinander gepaart, dann ist das Luxurieren nur bei einem Teil der F2-Generation zu beobachten. […] Deshalb beschränkt man sich bei Gebrauchskreuzungen – und davon hat sie ihren Namen – in der Regel auf die einmalige Kreuzung von Ausgangstieren zweier reinen Linien, bei denen man durch Probepaarung einen Heterosiseffekt feststellen konnte.“ (vgl. Wacker und Granz, 1971, S. 91).



[1]Die Zufuhr an Energie über das Futter orientiert sich im Wesentlichen nach den jeweiligen Bedarfsansprüchen. Je höher der Leistungsbedarf, umso höher die Energiezufuhr. […] Es konnte nachgewiesen werden, dass der Grundumsatz im Wesentlichen durch die Lebendmasse beeinflusst wird. Für vergleichende Darstellungen des Energieumsatzes verschiedener Tiere wurde deshalb kg0,75 als Einheit der metabolischen Körpergröße festgelegt, daraus folgt: 293kJ/kg0,75/Tag für alle Tiere als Grundumsatz beträgt. […] Es besteht eine Beziehung zwischen des Erhaltungsbedarfs MEm (metabolischen Energie) und der metabolischen Körpergröße LM0,75 – täglicher Erhaltungsbedarf an ME und wird in MJ/kg LM0,75 angegeben. (vgl. Jeroch et al, 2008, S. 141f und 335)