Ablammsaison 2017/18
Ablammsaison 2017
Herbst 2016
1 Das Krainer Steinschaf
Diese hier dargestellte Rassebeschreibung des Krainer Steinschafes und die detaillierten Recherchen
dienen einerseits dazu, die Diskrepanzen zwischen Generhaltung versus Zucht darzustellen und andererseits einen besseren Überblick zu bieten.
Im Folgenden werden weibliche Tiere als „Auen“ und männliche Tiere als „Widder“ oder synonym als „Bock“ bezeichnet.
Diese Daten wurden aus einer Bachelor-Arbeit entnommen, die zum Thema "Alte Milchschafrasse in Kärnten stärker einsetzen. Zur Motivation Krainer Steinschafzüchter in Kärnten auf Milchgewinnung umzustellen" hatte.
Weitere Informationen zu der Bachelorarbeit sowie der Literaturliste erhalten Sie von Frau Ing. LWM Sabine Schuller, BEd.
1.1 Entwicklung der Rasse - „Bovška ovca“
Aus Funden der Pfahlbauzeit in Mitteleuropa fand man Überreste des sogenannten neolithischen Torfschafes, das sich im heutigen Erscheinungsbild des Krainer Steinschafes noch immer durchsetzt (vgl. ÖNGENE, 2009, S. 2). Das Torfschaf war ein „kleines, zierliches, wahrscheinlich in verschiedenen Farben vorkommendes Tier mit grober Mischwolle“ (vgl. ÖGENE, 2009, S.2). Das Zaupelschaf entstand im mittelalterlichen Europa aus dem Torfschaf. Für diese Tiere waren die „kleinen, spitzen, waagrecht abstehenden Ohren, das unbewollte Gesicht mit der geraden Nasenlinie und dem Wollschopf auf der Stirn“ (vgl. ÖGENE, 2009, S.2) charakteristisch. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war das „kleinrahmige, fruchtbare und genügsame“ Tier (vgl. ÖGENE, 2009, S. 2) in Österreich verbreitet. Bereits 1868 wurde laut Sambraus von May in Bietzker 2001 das Zaupelschaf als „Thiere mit sehr kräftiger Constitution“ (vgl. Bietzker, 2001, S.9) beschrieben, die
„ein fortkommen auf nassem Boden und bei schlechtem Weidegang“ noch vorweisen konnten. Weiters „bei schlechter Winterfütterung suchen sie fast auch noch ihr Winterfutter unter dem Schnee auf. Sie lammen gewöhnlich zum erstenmal erst ein Jahr alt, werfen häufig Zwillinge und lammen nicht selten im selben Jahre zweimal. Zaupelschafe mästen sich gut und liefern schmackhaftes Fleisch“ (Bietzker, 2001,S. 9).
Erst um 1900 wurde die Bezeichnung „Steinschaf“ üblich (vgl. Sambraus 1994 in Bietzker, 2001, S. 9). Die FAO[1] sieht das Zackelschaf als Vorfahre des Krainer Steinschafes in den Alpen der Steiermark und Kärntens (Reinthaler, 2011, S.1).
Mit der ständigen Industrialisierung gewannen Schafrassen wie Merino, das ca. 1750 aus Spanien und England kam und mit heimischen Landrassen gekreuzt wurde, an größerer Bedeutung und verdrängten das Zaupelschaf. So wie in Kärnten und der Steiermark auch Wert auf große, fleischige Rassen genommen wurde und dabei das Bergamasker Schaf oder das Paduaner Seidenschaf in heimische Rassen eingekreuzt wurden. Im 2. Weltkrieg machte die Arisierung auch vor den Schafrassen nicht halt und es wurde das weiße „Deutsche Bergschaf“ allen anderen Schafrassen vorgezogen und durchgesetzt (vgl. ÖGENE, 2009, S. 3). Durch diese Verdrängung entstanden unterschiedliche Schläge des Zaupelschafes ohne gezielte Zucht. Die „kleinrahmigen, vom Zaupelschaf abstammenden Rassen und Schlägen galten als minderwertig [… ]“ (vgl. ÖGENE, 2009, S. 3).
1.2 Das Krainer Steinschaf heute
So entstand aufgrund der Verdrängung und der gebietsmäßig begrenzten Haltung das autochthone Krainer Steinschaf, das in den Julischen Alpen im Dreiländereck Kärnten, Slowenien und Friaul eingesetzt wurde.
„Wenngleich die Verbreitung über drei Länder bereits in der dreisprachigen Namensgebung erkennbar ist, so war die Rasse doch von jeher im Bereich slowenisch sprechender Bevölkerung verbreitet […]“ (Seibold, 2008).
Die heutigen Bestände finden sich im
- Triglavgebirge im Nationalpark Bovec (Slowenien)
- Val Resia (Friaul)
- Bayern (Deutschland)
- Österreich (überwiegend in Kärnten, Steiermark, Niederösterreich und Burgenland – allerdings in allen Bundesländern außer Wien bestehend – Stand 2012, LK Kärnten)
In einigen Gebieten Sloweniens wurden 1986 noch Tiere in Reinzucht erhalten, da in den 1960er Jahren vermehrt auf Milchleistung in Slowenien gezüchtet wurde und hierbei gezielt Böcke der Rasse Ostfriesisches Milchschaf eingekreuzt wurden. Dabei entstand auch die bis heute bestehende Rasse „Improved Bovska“ (siehe Kapitel 2.5.2.1). Von den reingezüchteten Tiere wurden von Dr. Reiner Seibold 1988 und 1991 jedes Mal ca. 30 Tiere nach Österreich und Bayern importiert. 1992 erfolgte die Erstellung des Herdbuches in Österreich. 1998 wurde der Verein „Krainer Steinschafzüchter Alpen Adria“ gegründet, der sich der Erhaltung dieser Rasse widmen wollte. Seit 2007 gilt das Krainer Steinschaf gemäß ÖPUL 2007 als „hochgefährdet“ und wird als „seltene Nutztierrasse“ gefördert. 2008 entstand der „Verein zur Erhaltung des Krainer Steinschafes sowie das „Bio-Weidelamm Krainer Steinschaf“-Projekt mit dem Ziel, ein qualitativ hochwertiges und neues Fleischprodukt mit einer bedrohten Nutztierrasse zu schaffen und mit einem Vermarktungspartner zu verkaufen (vgl. Reinthaler, 2011, S. 2).
In allen Ländern wird eine Erhaltungszucht angestrebt um das Aussterben dieser alten Rasse zu verhindern. Allerdings entstanden dadurch Nachteile, da bei der Erhaltungszucht kein Wert mehr auf die Milchnutzung gelegt wurde.
1.3 Rassenbeschreibung
Die Rasse gehört, laut Seibold, 2008, S. 1 phänotypisch und auch wegen ihrer asaisonalen Ablammung zur Steinschafgruppe und ähnelt im Aussehen noch dem alten, mischwolligen Typ des Torfschafes, ohne der Bergamaskereinkreuzung (vgl. Seibold, 2008, S. 1 in Arche Nova).
Das Krainer Steinschaf ist widerstandsfähig, gesund und sehr anpassungsfähig. Der Kopf ist klein, schmal, feingliedrig und edelmütig. Es hat ein ebenes Profil. Die Tiere haben ein schmales, spitzes und zartes Maul. Die Augen sind munter und klein. Die kleinen Ohren stehen zur Seite ab. Der Hals ist mittellang, dünn und geht regelmäßig in die Schulter über. Die Beine sind dünn, kurz und nehmen von der Linie einige cm über dem Sprunggelenk nach unten hin ab. Diese Eigenschaften ermöglichen den Tieren einen guten Gang im steilen Berggelände. Die Wolle ist grob, fransig und wechselhaft gesträhnt. (vgl. Kompan, 2010, S. 8)
Die Tiere wurden als Milchschafe bestimmt. Die Zwillingsrate ist relativ hoch, hängt aber von der Fütterung ab. In Slowenien sind Zwillingsablammungen nicht erwünscht, da die Schafe zum Melken gebraucht werden. (vgl. Seibold, 2008, S.1 in Arche Nova)
1.4 Zuchtziele
1.4.1 Genetische Vielfalt erhalten
Das wichtigste Ziel ist es, den Tierbestand zu vergrößern und gleichzeitig Inzucht zu vermeiden um eine genetische Variabilität zu erhalten. Je mehr unterschiedliche Tiere vorkommen, desto höher ist die Heterozygotie (Diversität). Hohe Homozygotie vermindert die Vitalkraft, d.h. die Leistungs- und Widerstandsfähigkeit, Lebensdauer und Fruchtbarkeit sind verringert. Werden diese merkbar, spricht man von Inzuchtdepression. Bei Anpaarungen mit nahen Verwandten und bei seltenen Rassen kann dies eintreten und bis zum Aussterben führen. (vgl. Wachtel 2006 in Arche Austria, 2007, S. 9). Bei der Erhaltungszucht wird versucht, der Inzuchtdepression vorzubeugen, indem man durch gezielte Kreuzung mit nicht nahe verwandten Tieren die Zunahme des Inzuchtkoeffizienten gering hält.
„Allgemein gilt, dass Inzuchtsymptome verschwinden, wenn es gelingt, den Inzuchtkoeffizienten auf Basis 10 Generationen unter 6 % zu halten“ (Wachtel 2006 in Arche Austria, 2007, S. 9).
Allerdings ist das Maß der Verwandtschaft, laut Wachtel, also der Inzuchtkoeffizient, kein genauer und sicherer Hinweis auf tatsächliche Heterozygotie.
Hier kann nur ein Gentest Sicherheit bringen (vgl. Wachtel 2006 in Arche Austria, 2007, S. 9).
1.4.2 Zuchtziele nach slowenischen Kriterien (Rejski program za bovško pasmo ovc, Kompan 2010)
Es sollen Eigenschaften wie
- Ruhiges Temperament
- Langlebigkeit
- Widerstandsfähigkeit
- Unproblematische Haltungsbedingungen
- Und die leichte Anpassungsfähigkeit in Bergregionen
erhalten bleiben.
1.4.3 Messbare Parameter der Zuchtziele
- Fruchtbarkeit
- Wuchs
- Milchergiebigkeit
1.4.4 Nicht messbare Parameter der Zuchtziele
- Langlebigkeit
- Temperament
- Widerstandsfähigkeit
- Anpassungsfähigkeit
- Wollqualität (visuelle Einschätzung)
1.4.5 Kriterien des Krainer Steinschafzuchtverbandes in Österreich
Es geht in Österreich um eine reine Erhaltungszucht und es werden folgende Kriterien beurteilt: Typ, Rahmen, Form, Fundament und Wolle. (lt. telefonsichen Angaben des Schafzuchtverbandes, Stand: Feber 2014).
1.5 Allgemeines über das Krainer Steinschaf
Wie bei anderen Schafrassen auch, findet man beim Krainer Steinschaf einen Geschlechtsdimorphismus. Das bedeutet, dass sich die weiblichen Tiere von den männlichen durch körperliche Unterschiede wie z. B.: der Größe oder des Gewichts unterscheiden. In Tabelle 1 sind einige Parameter der allgemeinen Eigenschaften aufgelistet.
Eigenschaften |
|
Böcke |
Auen |
Lämmer |
Risthöhe [cm] |
|
< 65 |
45 – 55 |
|
Körpergewicht [kg] |
|
50 – 80 |
40 - 60 |
|
Wurfgröße bei besseren |
1,4 – 1,8 |
|
|
|
Geschlechtsreife [Monate] |
|
4 - 6 |
6 |
|
Euter |
|
|
Gut aufgehängt |
|
Zitzenlänge [cm] |
|
|
4 |
|
Zitzenbreite [cm] |
|
|
1,8 |
|
Tageszunahme [g/Tag] |
|
|
|
250 - >310 |
Tabelle 1: Allgemeine Eigenschaften der Krainer Steinschafe. Quelle: nach Rejski program za bovško pasmo ovc. Eigene Darstellung.
1.5.1 Population des Krainer Steinschafes in Österreich
Die Verteilung dieser Schafrasse in Österreich hat eine Nord-Süd-Achse. In den Bundesländern Niederösterreich, Steiermark, Kärnten und Burgenland sind die meisten Betriebe angesiedelt. Weniger Betriebe finden sich im Westen von Österreich, wie in Tabelle 2 zu erkennen ist.
Bundesland |
2012 |
2011 |
2010 |
2009 |
2008 |
2007 |
Salzburg |
1 |
1 |
|
|
|
|
Tirol |
1 |
1 |
1 |
1 |
1 |
1 |
Oberösterreich |
5 |
3 |
2 |
2 |
2 |
0 |
Vorarlberg |
4 |
2 |
4 |
4 |
3 |
3 |
Burgenland |
7 |
5 |
4 |
5 |
3 |
3 |
Kärnten |
20 |
19 |
19 |
17 |
14 |
10 |
Niederösterreich |
12 |
12 |
10 |
12 |
10 |
5 |
Steiermark |
49 |
46 |
45 |
39 |
18 |
10 |
Summe |
99 |
88 |
87 |
80 |
51 |
32 |
Tabelle
2: Aufteilung Zuchtbetriebe.
Quelle: nach österreichweit verantwortliche Zuchtorganisation für das Krainer Steinschaf.
LK Kärnten. Stand 2013. Eigene Darstellung.
Die Aufteilung der Zuchttiere nach Bundesländern im sechs-Jahre-Vergleich wird in Tabelle 3 dargestellt. Daraus ist zu lesen, dass die meisten Tiere in der Steiermark gehalten werden.
Bundesland |
2013 |
2012 |
2011 |
2010 |
2009 |
2008 |
Salzburg |
7 |
6 |
|
|
|
|
Tirol |
8 |
9 |
10 |
10 |
15 |
11 |
Oberösterreich |
61 |
43 |
27 |
13 |
7 |
0 |
Vorarlberg |
35 |
31 |
25 |
21 |
28 |
23 |
Burgenland |
168 |
139 |
101 |
83 |
52 |
33 |
Kärnten |
495 |
457 |
401 |
363 |
320 |
250 |
Niederösterreich |
640 |
567 |
489 |
425 |
312 |
190 |
Steiermark |
1610 |
1401 |
1123 |
874 |
590 |
450 |
Summe |
3024 |
2653 |
2176 |
1789 |
1324 |
957 |
Tabelle 3: Aufteilung Zuchttiere (Muttertiere, Zuchtwidder und Nachzucht). Quelle: nach österreichweit verantwortliche Zuchtorganisation für das Krainer Steinschaf. LK Kärnten. Stand 2013. Eigene Darstellung.
1.5.2 Farbschläge der Tiere
In Österreich werden verschiedene Farbschläge erhalten, wie:
Schwarz – Weiß – Gescheckt – Grau - Oder Gehörnt
In Tabelle 4 ist die Farbverteilung der Zuchttiere in Österreich nach Prozentanteile je Farbe ausgewiesen.
|
Schwarz |
Weiß |
Gescheckt |
Grau |
gehörnt |
Widder |
51,2 |
26,7 |
19,6 |
2,5 |
5,0 |
Auen |
47 |
44,7 |
2,6 |
5,6 |
2, |
Tabelle 4: Farbverteilung der Zuchttiere in %. Quelle: Aufteilung Zuchtbetriebe. Quelle: nach österreichweit verantwortliche Zuchtorganisation für das Krainer Steinschaf. LK Kärnten. Stand 2013. Eigene Darstellung.
[1]FAO = Food and Agriculture Organization of the United Nation. http://www.fao.org/home/en/. Stand: September 2013.
2.1 Leistungen
Prinzipiell geht man beim Krainer Steinschaf von einem Vier-Nutzungs Schaf aus:
· Grünlandpflege
· Fleischleistung
· Wollleistung
· Milchleistung
Krainer Steinschafe werden in Slowenien hauptsächlich wegen ihrer außerordentlich guten Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit bei einer ausgezeichneten Milchleistung gehalten.
2.1.1 Grünlandpflege
Wie andere seltene
Nutztierrassen eignen sich Krainer Steinschafe zur Beweidung von Flächen in Ungunstlagen. Sie dienen der Landschaftspflege und Weideökologie und eignen sich bestens für die Extensivierung der
Landwirtschaft
(vgl. ÖGENE,2009, S. 11).
Diese erhaltenen Genvaritäten und guten Eigenschaften, beim Krainer Steinschaf speziell die hohe Milchleistung und die damit optimale Lämmeraufzucht, die gute Fruchtbarkeit (Ablammungen 2 x p. a. möglich), Genügsamkeit, Fitness und Krankheitsresistenz, legen somit einen Grundstein für Spezial- und Nischenprodukte, welche die der heutigen, gesundheitsbewusste Kundin und den Kunden anspricht. Auch in der Beschreibung des Lebensministeriums erwähnt Reinthaler diese guten Eigenschaften und schreibt wie folgt:
„Die Rasse ist für trockene Gebiete bestens geeignet und kommt gut mit rauem Klima zurecht. […] Die Tiere verfügen über hervorragende Muttereigenschaften sowie eine gute Milchleistung, weshalb sich die Rasse besonders für die Lammfleischproduktion eignet“ (Reinthaler, 2011, S.3).
2.1.2 Fleischnutzung
Die im Kapitel 2.1.2 beschriebenen Eigenschaften und die damit verbundene Fleischqualität – hohe Milchleistung der Muttertiere und extensive Weidehaltung – lassen das Fleisch langsam wachsen. Oft bis zu 12 Monate dauert es (Schlachtgewicht von rund 20 kg), bis ein Krainer Steinschaflamm geschlachtet wird. Dadurch wird das Fleisch zart rosa (lange Laktationsleistung der Tiere [Lämmer bleiben mind. 3,5 Monate bei der Mutter und werden gesäugt, danach werden die Böcke wegen früher Fruchtbarkeit getrennt] ermöglicht lange Aufzucht mit Milch von den Mutterschafen und verhindert, dass das Fleisch dunkel wird) und zart marmoriert (vgl. Altmann, 2008, in top Agrar 11/2008, S. 11).
Beispiele für die Nutzung seltener Schafrassen gibt es einige. Hier sei ein Projekt aus Deutschland kurz erwähnt: 2003 wurde im Bundesland Niedersachsen (Deutschland) ein Projekt mit einer vom Aussterben bedrohten Schafrasse umgesetzt: Das Projekt „Diepholzer Moorschnucke“, das als Aushängeschild für Naturschutzprodukte aus der Region und für die Landschaftspflege in diesem Raum von hoher Bedeutung ist (vgl. Petermann 2003 in Petermann 2009 in Friedl und Spindler, 2009, S. 313), galt damals als Vorreiterrolle, ein Generhaltungsprogramm mit einem Vermarktungskonzept zu kombinieren. Vorausgegangen war dem „Diepholzer Moorschnucken“-Projekt eine massive Abnahme der Grünlandflächen und eine Zunahme der Ackerflächen. Die Produkte aus diesem Projekt werden über Direktvermarkter und Dienstleistungen im Bereich Urlaub und Freizeitgestaltung vermarktet (vgl. Petermann 2003 in Petermann 2009 in Friedl und Spindler, 2009, S. 315).
2.1.2.1 Bioweidelamm-Projekt
2007 begann man auch in Österreich eine seltene Schafrasse – das Krainer Steinschaf – zur Kulturpflege zu nützen, als Mag.a Nöhrer und ihr Mann zusammen mit anderen Züchterinnen und Züchtern das Projekt „Bioweidelamm“ ins Leben rief. Ausgehend von Überlegungen, wie Wiesenflächen im Naturschutzgebiet Lafnitz-Stögersbach-Auen längerfristig vor Verstrauchung und Verbuschung geschützt werden können. Gemeinsam mit einer Handelskette konnte das Fleisch dieser rein auf Muttermilch, Gras und Heu basierend gefütterten Lämmer im größeren Rahmen vermarktet werden. Da bei dem Projekt „Bio-Weidelamm“ kein Wert auf rasche Gewichtszunahme gelegt wird, kann durch die optimale Ausnutzung des Raufutterverzehrs eine hohe Qualität an Fleisch erzeugt werden (vgl. Altmann, 2008 in top Agrar, 11/2008, S. 10f). Auch wurde „Bio-Weidelamm“ von 2007 – Oktober 2011 (Verlängerung bis 2013) als Leader-Projekt der LAG Schilcherland gefördert. Konkrete Aktivitäten im Zuge von Leader waren: Erzeugung eines Bio-Premium-Produktes, Aufbau der Erzeugergemeinschaft (ausgehend von 7 Betrieben auf nunmehr 44 [Stand 2009]), Studien und Konzepte zur Qualitätssicherung, Schulung und Beratung sowie Öffentlichkeitsarbeit (vgl. Leader-Projekt[1]). Die Landwirtschaftskammer Steiermark bringt dieses Projekt, nach einem Interview mit der Qualitätssicherungsbeauftragten des „Bio-Weidelamm“ Projektes, Barbara Soritz, so auf den Punkt:
„Agrarproduktionssysteme sind dann nachhaltig, wenn die Effizienz im Rahmen eines ökologischen Systems hoch ist: wenn mit geringem Input hochwertige Lebensmittel biologisch erzeugt werden – und genau das ist hier der Fall!“ (vgl. Gosch, LK Stkm[2]).
2.1.2.2 Fleischleistung
Die Schafe erreichen ein Gewicht von 50 – 60 kg, Widder 70 – 80 kg. Für ein Schlachtgewicht von 16 – 20 kg werden die Tiere in extensiver Weidehaltung bis zu 12 Monate gehalten. Dies entspricht einem Lebendgewicht von 42 – 45 kg. Das Gewicht der Lämmer im Alter von 120 Tagen entspricht laut Bietzker etwa 27,5 – 35 kg je nach Haltungsform. Das entspräche einer täglichen Zunahme von 229 – 291 g (Stand 2001 im Bezug auf Quellen von 1995/1998). Kompan et al. beschreibt 2010 eine tägliche Zunahme von 270g. Michlämmer werden im Alter von 50 – 80 Tagen geschlachtet mit einem Lebendgewicht von 10 – 18 kg, das einer Ausschlachtungsleistung von 42 – 45 % entspricht (alle: vgl. Bietzker, 2001, S. 14f).
2.1.2.3 Fleischbeschreibung
Laut Reinthaler, 2011, S. 4 wird das Fleisch als „mager, feinfasrig, besitzt ein äußert dezentes, feinwürziges Aroma und weist aufgrund des Verzichtes auf Kraftfutter einen hohen Anteil an mehrfach ungestättigten Fettsäuren auf“ beschrieben. Allerdings gibt Kompan et al. in Bietzker, 2001, S. 15, zu bedenken, wenn die Tiere zu schwer oder zu fett gemästet werden, kann ein starker und unangenehm empfundener Schafgeschmack auftreten.
2.1.3 Wollleistung
Grobe, überwiegend glänzende weiße oder tiefschwarze Mischwolle. Ebenfalls graue, hellbraune oder gescheckte Tiere kommen vor. Das Fell ist lichtecht, wodurch das schwarze Vlies nicht braunstichig wird. Geringe Anteile von weißen Grannenhaaren sind enthalten.
Der jährliche Wollertrag beträgt bei Widdern 3 – 3,5 kg, bei Auen 2,5 – 3 kg. Die Schur erfolgt zweimal im Jahr. (vgl. Reinthaler, 2001, S. 3).
2.1.4 Milchleistung
Im Ursprungsland Slowenien bekamen die Krainer Steinschafe wegen ihrer Milchleistung auf kargen Bergweiden eine große Bedeutung. Es wurde aus der Milch Käse produziert, was mit anderen Tierarten wie Ziege oder Rind unter diesen Bedingungen nicht möglich gewesen wäre (vgl. Bietzker, 2001, S. 11).
Reinrassige Tiere konnten in einer größeren Population gemolken und deren Milchmenge gemessen werden. Die Milchleistung konnte aufgrund von Verbesserungen im Management, Futter- und Gesundheitsversorgung und nicht zuletzt durch konsequente Linienzucht gesteigert werden.
|
Die Muttertiere werden ab der 5. – 6. Laktationswoche gemolken. Das tägliche Gemelk beträgt ca. 1,5l/Tag. Auch bei fehlenden Kraftfuttergaben wird diese zufriedenstellende Milchleistung erbracht. (vgl. Reinthaler, 2011, S. 3; und ÖGENE, 2009, S. 11.)
Die in Tabelle 7 aufgezeigten Milchleistungen wurden durch den slowenischen „National Sheep and Goat Breeding Service“ (SGBS) in Herden mit höherer Leistung ermittelt und gelten somit nicht als ein Durchschnitt aller Krainer Steinschafbetriebe in Slowenien (vgl. Bietzker, 2001, S. 12).
Jahr |
n |
Milchleistung [kg] |
Fett [%] |
Eiweiß [%] |
19901 |
88 |
130 |
6,90 |
5,90 |
19911 |
97 |
149 |
6,85 |
5,92 |
19921 |
105 |
155 |
6,93 |
5,80 |
19931 |
110 |
192 |
6,36 |
5,84 |
19941 |
217 |
201 |
5,91 |
5,10 |
Jahr |
n |
Milchleistung [kg] |
Fett [%] |
Eiweiß [%] |
19952 |
261 |
226 |
5,60 |
5,10 |
19962 |
477 |
219 |
5,80 |
4,70 |
19972 |
566 |
219 |
6,10 |
5,10 |
19982 |
598 |
209 |
6,30 |
4,90 |
20003 |
781 |
208 |
6,0 |
5,40 |
2006 – 20094 |
2324 |
270 |
6,30 |
5,40 |
2014 |
2417 |
280 |
6,40 |
5,0 |
Ø |
670,08 |
186,58 |
6,28 |
5,76 |
Tabelle 7: Milchleistung und Inhaltsstoffe der Krainer Steinschafmilch. Quelle: nach 1Kopman et al, 2u3 Komprej 1998, 2001 in Bietzker, 4Komprej 2010. Eigene Darstellung.
Die für Österreich relevanten Daten beziehen sich nur auf einen in der Milchleistung gewesenen Betrieb in der Steiermark, da zum erhobenen Zeitpunkt noch keinen weiteren Betriebe mit dem Krainer Steinschaf unter Milchleistungskontrolle standen, und sind in der Tabelle 8 abzulesen.
Jahr |
n |
Milch [kg] |
Fett [%] |
Eiweiß [%] |
1995 |
2 |
341 |
5,51 |
5,00 |
1996 |
11 |
293 |
4,40 |
4,98 |
1997 |
9 |
300 |
4,07 |
4,88 |
Ø |
|
311,3 |
4,66 |
4,95 |
Tabelle 8: Milchleistung der Krainer Steinschafe am Betrieb 2001 Luckabauer/Stmk. Quelle: nach Bietzker 2001. Eigene Darstellung.
[1]Quelle: http://www.raumplanung.steiermark.at/cms/dokumente/11855153_33667187/5a90aca3/PKB_Krainer%20Steinschaf.pdf. Stand: September 2013.