Die hier nachstehenden Informationen entstammen aus einer Landwirtschaftsmeister-Arbeit. Wenn Sie dazu Informationen haben möchten, auch bzgl. der Literaturliste, so wenden Sie sich bitte an Frau Ing. LWM Sabine Schuller, BEd.

 

Das Ostfriesische Milchschaf

 

 

Das ostfriesische Milchschaf gehört zur Gruppe der Marschschafe, wobei es von diesen das Zuchtziel Milchleistung am eindeutigsten bewahrt hat. Mit einer durchschnittlichen Widerristhöhe von 70 bis 80 cm bei den Mutterschafen und 80 bis 90 cm bei den Böcken gehört es zu den großrahmigen Schafrassen. Das Vlies ist rein weiß und schlichtwollig. Der längliche, leicht ramsnasige Kopf sowie der lange, dünne Schwanz der ostfriesischen Milchschafe sind frei von Wolle und nur mit feinen Stichelhaaren besetzt. Die Tiere sind hornlos. Das Euter der Milchschafe soll fest und breit an der Bauchwand angesetzt sein, und ein weit am Bauch auslaufenden Zentralband besitzen. Durch dieses soll das Euter in zwei symmetrische Hälften unterteilt werden, ohne dass der Euterboden zu stark eingeschnitten wird. Der Euterboden soll nicht tiefer als dreifingerbreit über dem Sprunggelenk liegen. Das Vorder- und Hintereuter sollen möglichst groß ausgeprägt sein. Damit die Striche den Anforderungen sowohl der Lämmeraufzucht als auch der Maschinenmelktechnik entsprechen, sollen sie symmetrisch zueinander am Übergang zum Euterboden angesetzt und schräg nach unten sowie leicht nach vorne gerichtet sein. Weiterhin sollen die Striche eine zylindrische bis konische Form mit einer abgerundeten Zitzenkuppe haben, auf der zentral der Strichkanal mündet. Das Euter soll möglichst unbewollt sein, wobei eine geringe Bewollung als Folge der erwünschten Bauchbewollung toleriert werden kann (RASSEAUSSCHUSS „OSTFRIESISCHE MILCHSCHAFE“ 1999).  Neben einer durchschnittlichen Milchleistung von 500 bis 700 kg mit einem Fettgehalt von 5,5 bis 6% und einem durchschnittlichen Eiweissgehalt von 4 bis 6 % zeichnet sich diese Schafrasse durch ihre Frohwüchsigkeit, Frühreife und ihre hohe Fruchtbarkeit aus.

Es gibt das Ostfriesische Milchschaf und das Schwarz-Braune Milchschaf.Allerdings gibt es in Österreich kein Zuchtbuch für schwarze Ostfriesische Milchschafe. Zu erwähnen ist auch, dass es nur in Bayern ein Zuchtbuch für gescheckte Ostfriesische Milchschafe gibt, in Österreich darf der Schwarzpigmentanteil nicht höher als 0,1 % und die schwarzen Flecken nicht größer als max. 1,5 cm Durchmesser haben. Sonst können diese Tiere nicht in das Herdbuch der Zucht aufgenommen werden.

 

Es bringt neben der Wolle und einem guten Fleischertrag vor allem eine hohe Milchleistung. Im Alter von zwölf Monaten kann bereits die erste Lammung erfolgen. Die Trächtigkeitsdauer beträgt 145 Tage +/- 5 Tage.  Das Ostfriesische Milchschaf ist saisonal, d.h. die Belegung erfolgt ab August und zieht sich Anfang Oktober, je nach Herde. Die Ablammungen erfolgen dann ab Jänner bis März. Anders als asaisonale Schafe, die keinem Jahreszyklus zur Trächtigkeit folgen, können Ostfriesische Milchschafe also nur 1 x pro Jahr Lämmer bekommen. Zwei oder drei Lämmer pro Geburt sind die Regel. Den Höhenpunkt seiner Leistung hat das Schaf im Alter von vier Jahren erreicht.

 

Zucht:

Mit gezielter Zucht werden die Erbanlagen verbessert, durch die tiergerechte Haltung günstige Lebensbedingungen geschaffen. Die Lebensleistungen der Milchschafe  werden durch ihre Erbfaktoren  und durch die Umwelteinflüsse bestimmt (Phänytoyp = Umwelt + Genotyp).

Ein leistungsfähiger und schöner Milchschafbestand erfordert  jahrelange züchterische Arbeit. Durch gezielte  Auslese werden gesunde, milchreiche und schöne Tiere (-> Dem Zuchtziel entsprechend gezüchtet.

 

Herdbuch:

Für die Ostfriesischen Milchschafe werden Herdbücher geführt. Um ein Herdbuch führen zu können bedarf es eine signifikante Population von mind. 100 im Herdbuch eingetragene, also auf züchterischem Niveau bearbeitete, reinrassige Tiere. In Kärnten gibt es zur Zeit nur einen Zuchtbetrieb mit rund 50 Tieren. D.h. Mit dem Aufbau unserer Herde wird auch in Kärnten ein Zuchtbuch eröffnet werden und so der Genpool der Ostfriesischer Milchschafe in Kärnten verbessert und bearbeitet werden. Ein Herdbuch führt die Daten zur Abstammung, Exterieur und Milchleistung. Dazu nötig sind Leistungsprüfungen und Körungen. Die Abstammungs- und Leistungsausweise geben Auskunft über die Abstammung bis zur 3. Generation zurück, Milchleistung und Exterieurbewertung der Tiere und die ihrer Vorfahren, sowie über die Milchleistung der Töchter.

Jedes Herdebuchtier bekommt einen Abstammungsnachweis. Jedes Schaf muss in Österreich mit je einer Ohrmarke im Ohr gekennzeichnet und binnen einem halben Jahr nach Geburt der Statistik Austria über OVIS (Österreichisches Veterinär Informationssystem) gemeldet werden.

 

Milchleistung:

Die Milchleistungskontrollen geben Aufschluss über die Milchleistungen der Tiere. Diese wird über den LKV (Landeskontrollverband) alle 3 - 4 Wochen vorgenommen. Es wird einmal das Morgen und einmal das Abendgemelk gemessen. Die Resultate kommen entweder per Post oder Mail über den Tagesbericht an den Züchter zurück und beinhalten, wie beim Milchrind, alle wichtigen Daten wie Milchmenge, Milchmenge hochgerechnet auf die laufende Laktation, Laktationsdauer in Tagen, Milchinhaltsstoffe wie Eiweiß, Fettgehalt, FEQ (Fett-Eiweißgehalt), Harnstoff und Zellzahl.

Zu Beginn der Laktation, Ende Jänner bis Mitte März – je nach Belegungsdatum, beträgt  die Milchleistung  2,5 – 4 Liter pro Tier und Tag und vermindert sich bis zum Herbst auf 0,5 – 1 Liter pro Tier und Tag. Fett und Eiweißgehalt sind zu Beginn  zwischen 3,5%  und 4,5% und steigen bis zum Herbst auf 6,5 - 9 % an.

Das bedeutet für einen Betrieb um die 200 Melktage. In der Zwischenzeit zwischen Trockenstellen und Ablammung kann keine Milch und Milchprodukte produziert werden. Es ist nicht ratsam die Tiere „durchzumelken“, da es zu Verminderung der Eutergesundheit kommen kann und die gute Melkbarkeit darunter leidet. Gute Melkbarkeit bedeutet eine für das Hand- oder Maschinenmelken geeignete Euterform und Strichstellung – nicht zu vergessen für die Lämmeraufzucht. Um das Saugen zu begünstigen, sollten die Striche leicht nach vorne, seitlich gerichtet und nicht zu kurz sein. Im Normalfall werden die Lämmer bis zu 14 Tage bei den Muttertieren gelassen um diese mit der Biestmilch zu versorgen und das Euter für die Melkarbeit vorzubereiten. Danach werden die Lämmer in Lämmergruppen zusammen gesperrt und bekommen einen Milchaustauscher bis sie Rauhfutterverzehrend werden.

Die Fütterung und Haltung der Milchschafe beeinflusst die Milchleistung massgeblich.

 

Ein gutes Milchschaf gibt 400 – 700 Liter pro Jahr

(in Hochleistungsbetrieben bis 900 Liter pro Jahr!)

nach der Geburt 2,5 - 4 Liter Milch pro Tag

Sommer bis Herbst 1 - 1,5 Liter Milch pro Tag

Fettgehalt 5 – 6%

Eiweißgehalt 4 – 5 %

 

Mittels der im LKV eingetragenen Milchleistungsdaten, die auch bei den einzelnen Tierversteigerungen , Leistungsnachweisen und Tierbestandsregister bekannt gegeben werden  können Milchschafe mit guter Leistung gezielt in die Herde/Bestand aufgenommen werden. Bei der Auswahl der Zuchtböcke  sollen die Milchleistungen der weiblichen Vorfahren beachtet werden – REGEL:  Die Milchleistung der  Mütter und Großmütter  sollen im vorderen Drittel  des Herdedurchschnittes liegen.

 

5.1.4 Exterieurbeurteilung:

Bei der Exterieurbeurteilung  wird das Äußere der Tiere beurteilt. Die Tiere erhalten die Punktierkarten mit der ermittelten Noten.  Die Exterieurbeurteilungen werden in den Leistungsnachweisen und Abstammungsnachweise publiziert.

Gesunde und  leistungsstarke Milchschafe sollen so gebaut sein,  dass sie viele Jahre  lang ohne Beschwerden leben können.  Da sich körperliche Merkmale weiter vererben, sollen bei der Herdebuchzucht  nur Tiere eingesetzt werden,  welche  keine gravierenden Mängel aufweisen. Weibliche Tiere werden am Hof, männliche Tiere bei den Körungen auf Versteigerungen bewertet/gekört.

 

In den Schaukatalogen der Zuchttierbewertungen mit Freihandverkauf werden die Leistungen der Tiere sowie deren Vorfahren  angeführt.

 

Die Bewertungskriterien sind:

Typ/Bemuskelung: Damit  Milchtiere genügend Milchleistung erbringen können, müssen sie viel Futter aufnehmen können.  Deshalb sollen sie „geräumig“ sein – rahmig.

Ostfriesische Milchschafe haben einen kräftigen Körperbau. Es werden Länge, Höhe, Breite und Tiefe der Tiere bewertet. Der Rücken soll gerade sein, Unter- und Oberkiefer müssen gleich lang sein.  

 

Fundament:

Die Tiere sollen  ihr Leben lang ohne Beschwerden gehen können. Es werden die Füße, die Beine und der gang bewertet. Die Fesseln sollen straff und die  Fußgelenke aufrecht sein. Die Klauen müssen  gleichmäßig  belastet werden.
 

Euter/Hoden:

Das Euter soll für viel Milch Platz bieten,  ohne dass das Tier behindert  wird. Es soll  breit angesetzt und fest aufgehängt sein  sowie ein Voreuter haben. Die Tiere dürfen keine Afterzitzen aufweisen!

Beide Hoden  müssen gut entwickelt sein.

 

 Wolle:

Die Schafwolle sollte möglichst fein sein. Das Ostfriesische Milchschaf gehört  zu den eher grobwolligen Tieren.  Trotzdem wird darauf geachtet, dass die Wolle möglichst fein und gleichmäßig ist. Die Wolle weißt einen hohen Anteil an Lanolin (Wollfett) auf.

2003